C. diff. (Clostridioides difficile Bakterien)
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C. diff. gehören nicht zu den MRE (multiresistente Erreger) im eigentlichen, engeren Sinne. Sie sind nicht für neu aufgetretene Multiresistenz gegen Antibiotika bekannt. Ihre medizinische Bedeutung und Problematik stehen aber wie bei MRE mit der Einnahme von Antibiotika in direktem Zusammenhang. Die Vernichtung schützender, "guter", Darmbakterien führt zur krankmachenden Überwucherung des Darms mit C. diff.
Clostridioides difficile (C. diff.) sind Bakterien, die sich bei 0,5-5 % der gesunden Erwachsenen in geringer Menge als Bestandteil der Darmflora finden lassen. Es besteht eine starke Altersabhängigkeit, mit höherer Besiedlungsrate bei Kindern und Senioren. Eine starke Vermehrung der Bakterien und die typischen Durchfall-Erkrankungen treten überwiegend im hohen Lebensalter und/oder infolge von Antibiotika-Einnahme auf. C. diff. werden bei Antibiotika-assoziierten Durchfällen in etwa 20% der untersuchten Fälle gefunden. Bei Durchfällen und anderen Infektionen aufgrund von C. diff.-Toxinen spricht man von einer CDI (Clostridioides difficile-assoziierte Infektion). Eine Liste der auslösenden Medikamente und assoziierten Vorerkrankungen finden Sie unter Risikofaktoren.
Auch in der ambulanten medizinischen Versorgung werden C. diff.-Infektionen (CDI) häufig übersehen, denn für akuten oder chronischen Durchfall gibt es viele ursächliche Möglichkeiten. Seit 2016 besteht neben der 2007 eingeführten Meldepflicht bei schweren Verläufen von CDI im Krankenhaus zusätzlich eine Arzt-Meldepflicht für ambulant aufgetretene Erkrankungen, die zur Klinikeinweisung führen. So soll das Problem der zuhause auftretenden CDI besser erkannt, erforscht und vermieden werden.
C. diff. gehören weltweit zu den häufigsten Erregern im Krankenhaus erworbener Infektionen. Wenn die Infektionen frühzeitig erkannt werden, ist eine Therapie durch Absetzen oder Umsetzen der Medikamente oft ausreichend. In manchen Fällen treten aber neben der Enteritis auch schwere Komplikationen auf wie schwere Darminfektionen, Nierenschäden, sogar Blutvergiftung. Wenn eine medikamentöse Therapie nicht wirksam ist, können operative Eingriffe notwendig werden. Besonders kritisch sind Infektionen durch hypervirulente C. diff.-Stämme.
Im Jahr 2019 wurde eine Empfehlung vom RKI (Robert Koch-Institut) für Gesundheitseinrichtungen veröffentlicht zu Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von C. diff.-Erkrankung und zum Umgang mit CDI. Die Empfehlungen gelten nicht nur für schwerkranke Patienten, sondern auch für Patienten mit leichten Erkrankungen oder Gesunden, die zur Infektionsprävention Antibiotika erhalten müssen, z.B. bei zahnärztlichen oder hautärztlichen Behandlungen. Die wichtigste Rolle in der Vermeidung von CDI spielt der rationale, verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika. Dies ist eine gemeinsame Aufgabe für medizinisches Personal und Patienten.
Übertragungen treten vermehrt in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auf, da hier empfängliche Personen untergebracht sind. Die Empfänglichkeit für eine Darmbesiedlung und Infektionsgefahr mit toxinbildenden C. diff. sind erhöht bei Menschen mit Grunderkrankungen, Immunschwäche, Krankenhausaufenthalten, im Alter >65 Jahren, bei zuvor durchgemachten C. diff.-Durchfällen sowie Darm- und Nierenerkrankungen.
Als Auslöser einer C. diff.-Erkrankung ist oft die Medikamenteneinnahme eines Antibiotikums verantwortlich und seltener oder kombiniert die Einnahme von Magensäurehemmern und Schmerzmitteln. Mit den medizinischen Namen benannt sind die häufigsten Auslöser
- die „4 C-Antibiotika“: 3.-/4. Generation Cephalosporine, Chinolone, Clindamycin, Amoxicillin-Clavulansäure bzw. eine andere Aminopenicillin-Betalaktamaseinhibitor-Kombination.
- Protonenpumpeninhibitoren.
- nichtsteroidale Antiphlogistika.
Umgekehrt ergibt sich zum Glück eine einfache Therapiemöglichkeit der C. diff.-Infektion im Absetzen der auslösenden Medikamente. Und wenn das alleinige Absetzen oder Reduzieren der Medikamente nicht ausreicht, können bestimmte im Darm aktive Antibiotika gegen C. diff.-Bakterien eingesetzt werden. Säuglinge und Kleinkinder erkranken selten, und gesunde Kinder und Erwachsene können das C. diff.-Toxin oft mit den eigenen Antikörpern abwehren.
Zum Nachweis der Erkrankung dient neben dem Symptom Durchfall eine Stuhlprobe, in der die Bakterien und Toxine nachgewiesen werden. Zum Nachweis der Genesung dient wesentlich der auskurierte Durchfall. Von weiteren Stuhlproben wird generell abgeraten, da die Bakterien auch bei Gesunden nachweisbar bleiben.
Außerhalb des Darmes vermehren sich die Bakterien nicht. Wie nur wenige andere Bakterienarten sind C. diff. aber Sporenbildner. Sporen sind hochresistente Dauerformen, die für die hohe Übertragbarkeit der Bakterien über Flächen und Gegenstände im Haushalt und im Krankenhaus ursächlich sind. Neben der Sporenbildung produzieren einige Bakterienstämme zusätzlich Toxine, die eine Entzündung des Darms hervorrufen. Nur toxinbildende (toxigene) C. diff. sind krankmachend. Dies geschieht bei Menschen ohne schwere Grunderkrankungen fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Einnahme von Antibiotika und gelegentlich von anderen Medikamenten, die die Vermehrung von C. diff. im Darm fördern. Eine Liste der auslösenden Medikamente und assoziierten Vorerkrankungen finden Sie unter Risikofaktoren.
Die C. diff. Sporen sind in der Umgebung stabil gegen Trockenheit, Hitze und sogar gegen viele Desinfektionsmittel. Sie können auf der Haut, auf Nahrungsmitteln und in der unbelebten Umgebung überleben. Im Krankenhaus und zuhause sollen daher effektive Hygienemaßnahmen eingehalten werden.
Die komplette Entfernung von C. diff.-Bakterien aus dem Darm ist selbst durch im Darm wirksame Breitspektrum-Antibiotika nicht möglich. Ziel einer Behandlung ist die Beschwerdefreiheit, d.h. Beendung der Durchfälle.
Ende der 70er Jahre wurde C. diff. als Durchfallerreger erkannt. Seit 2002 sind auch sogenannte hypervirulente, also stärker krankmachende Arten bekannt. Seit einigen Jahren gelten C. diff. und hypervirulente C. diff. weltweit als einer der wichtigsten Erreger von im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Und obwohl C. diff. nicht typische multiresistente Erreger sind, werden C. diff.-Stämme mit neuen Resistenzeigenschaften, z.B. gegen Chinolone, gefunden. Der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika und dafür geschultes Personal haben in einigen Krankenhäusern den Verbrauch von Antibiotika und die C. diff.-Infektionsraten stark senken können.