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VRE (Vancomycinresistente Enterokokken)

Hier erhalten Sie grundlegende Informationen zu VRE-Bakterien. Den VRE-Patientenflyer des Netzwerks und weitere online Patienteninformationen sowie online Fachinformationen finden Sie unter Links.
 

Enterokokken-Bakterien sind ein wesentlicher Bestandteil der Darmflora aller Menschen. Außerhalb eines Krankenhauses verursachen sie selten Infektionen, deutlich seltener als Staphylococcus aureus und als viele gramnegative Bakterien bzw. die antibiotikaresistenten Stämme MRSA und MRGN. Vancomycin ist ein wichtiges, im Krankenhaus häufig und auch gegen Enterokokken eingesetztes Antibiotikum. Ein zunehmender Anteil der Enterokokken sind vancomycinresistent und werden daher VRE genannt (VRE = Vancomycin-Resistente Enterokokken).

Beim Menschen werden ca. 17 verschiedene Enterokokken-Arten unterschieden. Als Krankheitserreger kommen hauptsächlich die Spezies E. faecalis und E. faecium vor. Diese Enterokokken sind in Deutschland bereits seit 2010 mit einer Rate von ca. 12% vancomycinresistent (bezogen auf alle untersuchten Enterokokken-Stämme). Regional treten auch wesentlich höhere Resistenzraten auf.

Im Krankenhaus können Enterokokken bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen ernsthafte Infektionen verursachen. Dazu gehören Blutstrominfektionen, katheterassoziierte Infektionen und intraabdominelle Infektionen. Diese Infektionen sind schwer zu behandeln, wenn gegen VRE nur noch wenige Reserveantibiotika wirksam sind. Die relativ hohe Übertragungsrate von Enterokokken auch im Vergleich zu anderen MRE (multiresistente Erreger) kann außerdem zu Ausbruchsgeschehen führen.

Für den VRE-Labortest wird Probenmaterial gewonnen aus Stuhl, Harn, Wunden bzw. bei Verdacht auf Blutvergiftung aus Blut. Weitere Abstrichserien sind während eines Krankenhausaufenthaltes meist nicht sinnvoll, da die Besiedlung mit den Bakterien auch nach Abklingen einer Infektion bestehen bleibt.

Je nach Region bestehen in Deutschland bzw. weltweit variierende Verbreitungsmuster und somit unterschiedliches Risiko der Übertragung von VRE. Die Schwere der Grunderkrankung, hämatologische Erkrankung, vorbestehende Besiedlung mit VRE und eine zentraler Venenkatheter erhöhen die Infektionsgefahr. Diese lokalen und individuellen Risiken können Sie mit dem zuständigen Krankenhauspersonal besprechen.

Enterokokken kommen im Darm zahlreich vor und sind in der Umwelt stabil. Sie werden daher auch leicht auf Kontaktpersonen übertragen. Gegen Hände- und andere Desinfektionsmittel sind VRE empfindlich, und die Einhaltung der Maßnahmen der Händehygiene und anderer Maßnahmen der Basishygiene zuhause und im Krankenhaus ist zur Vermeidung von Infektionen mit VRE effektiv.

Eine Entfernung der Bakterien von Haut und Schleimhaut - wie bei MRSA-Sanierung/-Dekolonisierung - ist bei VRE nicht möglich. Aber bei einigen größeren Eingriffen wie Darmoperationen kann eine vorherige Senkung der sogenannten Keimlast z.B. durch Waschung mit Hautantiseptika sinnvoll sein.

Die Antibiotikaresistenz einiger Enterokokken-Stämme wurde in den USA bereits in den 90er Jahren beobachtet, und zu der Zeit wesentlich auf Antibiotika im Tierfutter zurückgeführt. In Deutschland wurde in den letzten zwei Jahrzehnten ein Anstieg der VRE-Rate auf über 10% beobachtet (bezogen auf alle untersuchten Enterokokken-Stämme).